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Stand 28.03.07

Spiegelneurone – Quelle intuitiver Kommunikation und des Lernens

1996 entdeckten Forscher die so genannten Spiegelneurone. Diese Hirnzellen senden nicht nur dann Signale aus, wenn ihr Besitzer selbst eine Bewegung vollführt, sondern auch, wenn er die Aktion eines anderen beobachtet. Jede Geste eines Gegenüber wird also gewissermaßen im Hirn widergespiegelt. „Neurowissenschaftler vermuten, dass Spiegelneuronen notwendig sind, um die Absichten anderer zu verstehen – und möglicherweise grundlegend waren bei der Evolution der Sprache“ (GEO 10/06, S. 120)

 

„Nicht nur der Ausdruck unserer Mimik, auch die mit ihr verbundenen Gefühle könne sich von einem Menschen auf den anderen übertragen.

Phänomene dieser Gefühlsübertragung sind uns derart vertraut, dass wir sie als selbstverständlich voraussetzen. Menschen reagieren selbst wie unter Schmerz, wenn sie den Schmerz einer anderen Person miterleben. Sie verziehen unwillkürlich das Gesicht, wenn ein nahe stehender Mensch von einer empfindlichen medizinischen Prozedur erzählt oder lächeln zurück, wenn sie angelächelt werden.

 

Überall wo Menschen zusammen sind, passiert es mit größter Regelmäßigkeit:

Menschen steigen auf Stimmungen und Situationen, in denen sich andere befinden, emotional ein und lassen dies durch verschiedene Formen der Körpersprache auch sichtbar werden.

 

Meist dadurch dass sie die zu einem Gefühl gehörenden Verhaltensweisen unbewusst imitieren oder reproduzieren. Im Alltag finden wir das z.B. beim Gähnen, welches ansteckend wirkt, bei der Einnahme der gleichen Körperhaltung wie die des gegenüber, vor allem, wenn die Personen in gutem Einvernehmen sind.

 

Kindern machen wir beim füttern vor, den Mund zu öffnen, da sich dadurch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass diese den Mund auch öffnen.

In der Medizin sind Spiegelung und Resonanz eines der Wirksamsten Mittel zur Heilung, in der Psychotherapie sind sie eine wesentliche Basis für den therapeutischen Prozess.

 

Mehr noch: Ohne Spiegelnervenzellen gäbe es keine Intuition und keine Empathie. Spontanes Verstehen zwischen Menschen wäre unmöglich und das was wir Vertrauen nennen, undenkbar.

 

Obwohl sie für unser Erleben und Zusammenleben eine kaum zu übersehende Bedeutung haben, bleiben Resonanz und Intuition vielen Zeitgenossen suspekt. Handelt es sich hier nicht um Einbildung, um Esoterik, jedenfalls um unwissenschaftliche Phänomene?

 

Doch mit der Entdeckung der Spiegelnervenzellen wurde es mit einem Mal möglich, sie neurobiologisch zu verstehen. Und nun  zeigt sich: In der Medizin sind Spiegelung und Resonanz eines der wirksamsten Mittel zur Heilung, in der Psychotherapie sind sie eine wesentliche Basis für den therapeutischen Prozess.“ (Bauer, 2005, S. 7 ff.)

Das gemeinsame Vielfache einer sozialen Gemeinschaft

„Spiegelneurone sind das neuronale Format für einen überindividuellen, intuitiv verfügbaren, gemeinsamen Verständnisraum. Dieser bildet einen Korridor, in dessen Bandbreite sich die neuronalen Programme befinden für all das, was die Mitglieder einer sozialen Gemeinschaft als mögliches bzw. vorstellbares Erleben und Verhalten ansehen. Das System der Spiegelneurone ist einerseits in jedem Individuum präsent. Es bildet aber zugleich ein gemeinsames Vielfaches, eine Art Pool, in dem die Programme für alle Handlungs- und Erlebensmöglichkeiten gespeichert sind, die innerhalb des jeweiligen sozialen Gefüges prinzipiell möglich und gangbar sind.

 

Spiegelneurone stellen einen gemeinsamen sozialen Resonanzraum bereit, weil das, was ein Individuum empfindet oder tut, bei den anderen, unmittelbar beobachtenden Individuen zu einer spiegelnden Aktivierung ihrer neuronalen Systeme führt, so als würden sie selbst das Gleiche empfinden oder die gleiche Handlung ausführen, obwohl sie tatsächlich nur Beobachter sind.

 

Daraus, und nur daraus, ergibt sich das unmittelbare, unreflektierte Gefühl einer Art Seelenverwandtschaft: «Ich bin im Prinzip so wie die anderen, und andere sind im Grunde so wie ich». Welche Bedeutung dieses Gefühl hat, entdecken wir erst, wenn es uns abhanden kommt. Es zu haben ist alles andere als selbstverständlich. Dass wir es haben (können), verdanken wir den Spiegelnervenzellen. Wenn Signale spiegelnder Resonanz auf einmal ausbleiben, ist daher das Gefühl der sozialen Zugehörigkeit und Identität in Frage gestellt, das Individuum bewegt sich plötzlich in einer Art luftleeren Raum.“ (Bauer, 2005, S. 106 ff.)

Ursache für die Folgen sozialer Isolation

„Soziale Isolation ist für die Betroffenen nicht nur eine psychologische Katastrophensituation, sie schlägt auch auf die Biologie des Körpers durch. Soziale Zuwendung hat, wie unter anderem Jaak Panksepp und Thomas Insel zeigen konnten, die Ausschüttung wichtiger Botenstoffe zur Folge, unter ihnen endogene Opioide, Dopamin und Oxytocin. Dies lässt darauf schließen, dass der Empfang einer Mindestdosis von verstehender Resonanz ein elementares biologisches Bedürfnis ist, ohne das wir letztendlich gar nicht leben können.

 

Dass der menschliche Organismus irritiert reagiert, wenn er keine spiegelnden Rückmeldungen mehr erhält, zeigt sich bereits beim Neugeborenen. Säuglinge von Säugetieren einschließlich des Menschen, die einem länger dauernden Mangel an Zuwendung ausgesetzt werden, reagieren nicht nur mit einer massiven Hochregulation, sondern auch mit einer dauerhaften Empfindlichkeitsstörung ihrer Stress-Gene.

 

Der Staufer Kaiser Friedrich B. (1194-1250) ließ Kinder von Ammen aufziehen, denen es verboten war, mit ihnen zu sprechen. Er wollte herausfinden, welche Sprache diese Kinder sprechen würden. Sie starben.“ (Bauer, 2005, S.107)

Auch bei Erwachsenen hat ein plötzlicher sozialer Ausschluss nicht nur psychologische Effekte:

Soziales Orientierungssystem

„Das System der Spiegelneurone ist ein soziales Orientierungssystem. Es gibt uns, zumindest in Maßen, Sicherheit im sozialen Umfeld. Und nun wird klar, was es bedeutet, wenn das Orientierungssystem ausfällt, dem wir die Vorherrschaft unseres Umfeldes verdanken.

 

Eine solche Situation bedeutet Unberechenbarkeit und Gefahr. Körperliche Abwehrmechanismen werden vom Körper als Stressreaktion aktiviert. Systematischer sozialer Ausschluss ist somit chronischer Biologischer Stress, chronischer Stress ist wiederum ein Krankheits- und Selbstzerstörungsprogramm.

 

Biologische Selbstzerstörungsprogramme, die unter bestimmten Bedingungen aktiviert werden, sind ein überall in der Natur anzutreffendes Phänomen. Selbst einzelne Zellen verfügen über die Option, Gene auszuschalten, um die die eigene Selbstzerstörung (Apoptose genannt) in die Wege zu leiten.

Einen ganz ähnlichen Mechanismus gibt es bei Nervenzellen des menschlichen Gehirns. Überhöhte Konzentrationen körpereigener Alarmbotenstoffe wie Glutamat und Cortisol können den Tod von Nervenzellen bewirken.

 

Nach Erfahrungen von sozialer Rückweisung treten psychologisch angebahnte Selbstzerstörungseffekte auf: Die bekannteste Spielart solcher Programme ist der Suizid (oder auch andere Programme wie ein Suizid auf Raten die Sucht).

 

Als Suizidauslöser ist seit langem soziale Kränkung und/oder der Verlust einer bedeutsamen Bezugsperson bekannt. Erst in den letzten Jahren hat man herausgefunden, dass auch Menschen mit schweren körperlichen Gewalterfahrungen, bei denen die erlittene Tat zu einer Zerstörung der persönlichen Integrität und des Selbstwertgefühls geführt hat, intuitive (!) Impulse erleben, sich umbringen zu müssen.

 

Bei Personen, die eine traumatische Erfahrung gemacht haben, ist das Risiko nachgewiesenermaßen objektiv erhöht, impulsive Suizidhandlungen zu begehen.“ (Bauer, 2005, S.112f)

Umwelten für Kinder und Jugendliche

„Im Moment gibt es noch Leute, die der Meinung sind, dass die Jahre des Heranwachsens einem Menschen dreierlei ermöglichen sollten:

 

1. zu einem Selbst- und Selbstwertgefühl zu gelangen;

2. die Fähigkeit zu entwickeln, mit anderen Kontakt aufzunehmen, sowie

3. Bildung und Berufliche Kompetenz zu erwerben.

 

Viele Jugendliche scheitern in mindestens einem dieser drei Punkte.

 

Denn ein Kind ohne konsistente und stabile Beziehungen, kann sich selbst nicht konsistent und stabil entwickeln.

 

Eine Umgebung mit ständig wechselnden Reizen (Bezugspersonen& Medienkonsum) in hoher Taktzahl, machen es später schwer, sich auf eine Sache oder auf einen Menschen zu konzentrieren. Neuere Studien belegen, dass der Fernsehkonsum im Kleinkindalter statistisch eindeutig mit dem Risiko einer späteren ADHS korreliert.

 

Große Querschnittsuntersuchungen zeigen, dass knapp 20% der Kinder in der Schule ein so genanntes Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom aufweisen. Bei der Hälfte dieser Kinder ist es mit krankhafter Hyperaktivität kombiniert.

 

Weiterhin zeigt sich, dass knapp über 50% der Jugendlichen in Deutschland chronische psychosomatische Gesundheitsstörungen aufweisen.

Studien, welche die Rate harter psychiatrischer Störungen ermitteln, kommen bei Jugendlichen auf Anteile von über fünfzehn Prozent mit krankheitswertigen Depressionen, Angsstörungen, Essstörungen oder Auffälligkeiten aus dem Spektrum der Borderline-Störung.

Neuere, in den weltbesten Journalen publizierte Studien zeigen außerdem klar, dass das Ausmaß an täglichem Bildschirmkonsum in direkter und proportionaler Beziehung zu jugendlichem Gewaltverhalten steht.

 

Aus neurobiologische Sicht ist der Zusammenhang absolut klar: Das Gehirn ist ein permanent lernendes System. Es macht ausgerechnet dann, wenn es um die für Jugendliche überaus spannende und brisante Darbietungen von Gewaltverhalten geht, keine Lernpause.

Was wir sehen wird in Nervenzellnetze eingeschrieben, die die Programme für eigene Handlungsmöglichkeiten kodieren.

 

Etwas zu sehen bedeutet natürlich nicht, die gesehene Handlung auch selbst auszuführen. Dazu sind noch weitere Faktoren erforderlich.

Was wir an Handlungen sehen wird jedoch als Modell abgespeichert, und es erzeugt, wenn es als Aktion in einem angenehmen, amüsanten oder nützlichen Zusammenhang erscheint, Handlungsbereitschaften.“ (Bauer,2005, S. 117f)

Die Spiegelzellenfunktionen bei Kindern

„Selbstgefühl, Kommunikationsfähigkeit, Wissen und Kompetenz entwickeln sich bei Kindern und Jugendlichen nicht von selbst.

Es gibt – entgegen dem, was uns immer wieder suggeriert wird – im Kind auch keine genetischen Programme, die dieses Geschäft von selbst erledigen. Was die Gene bereitstellen, ist eine fantastische neurobiologische Grundausstattung.

 

Sie bedient sich aber nicht von selbst, sie muss bedient und eingespielt werden, und zwar nicht nur, um dadurch in einen funktionstüchtigen Zustand zu kommen, sondern auch mit dem Ziel, diesen Zustand dann zu erhalten.

 

Alle neueren Forschungsergebnisse zeigen: Die Entfaltung der neurobiologischen Grundausstattung des Menschen ist nur im Rahmen von zwischenmenschlichen Beziehungen möglich. Beziehungen, die aus dem persönlichen und sozialen Umfeld an das Kind herangetragen werden.

 

Da zwischenmenschliche Beziehungen, mit denen sich ein Zugang zum Kind finden lässt, überwiegend Spiegelungsakte sind, gäbe es ohne Spiegelneurone für die Außenwelt keine Möglichkeit, mit dem Säugling, Kleinkind und Jugendlichen in Beziehung zu treten.

Das System der Spiegelneurone gehört zur neurobiologischen Grundausstattung. Allerdings befindet es sich zum Zeitpunkt der Geburt noch in einer unreifen, wenig differenzierten Rohform.

 

Empathie ist nicht angeboren. Werden die Chancen, Beziehungen aufzunehmen, nach der Geburt und in den ersten Lebensjahren verpasst, kann dies die Entwicklung und Funktionstüchtigkeit des neuronalen Spiegelsystems beeinträchtigen. Die Folge sind erhebliche Defizite bei der Ausbildung eines intakten Selbstgefühls, bei der Fähigkeit, Beziehungen einzugehen, und beim Erwerb von Kompetenzen.

 

Was Bezugspersonen dem Kind zurückspiegeln, beinhaltet für das Kind eine Botschaft über sich selbst. Der britische Psychologe Winnicott schrieb: „Wenn ich sehe und gesehen werde, so bin ich“. Erst in den Spiegelungen der Erwachsenen kann ein Kind nach und nach erkennen, wer es selbst ist.“ (Bauer, 2005, S. 118ff)

Neurobiologische Erkenntnisse für die Schule

"Spiegelnervenzellen sind von überragender Bedeutung für alle Lernvorgänge. Sie sind das entscheidende Bindeglied zwischen der Beobachtung eines Vorganges einerseits und dessen eigenständiger Ausführung andererseits. Sie sind die entscheidende neuronale Basis für das seit langem bekannte und ausgiebig erforschte „ Lernen am Modell“:

 

Experimente zeigen, dass die Beobachtung einer bestimmten Handlung die Fähigkeit verbessert – und prinzipiell auch die Bereitschaft erhöht -, dieser Handlung selbst auszuführen. Dies schließt auch sensorische und emotionale Wahrnehmung mit ein, die bei der Kompetenzerwerbung eine Rolle spielen („Wie fühlt sich das für einen Menschen an?“).

 

Dabei ist die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden von überragender Bedeutung. Die Spiegelzellen eines Beobachters verweigern, wie Experimente zeigen, jede Aktivität, wenn die beobachtete Handlung nicht von einem lebenden Individuum ausgeführt wird, sondern von einem Instrument/Apparat/Roboter.

 

Da Lehrer nie ausschließlich als Stoffvermittler agieren können, sondern immer als ganze Person in Erscheinung treten, wird klar, dass effizientes Lernen in der Schule nur im Rahmen einer gelungenen Gestaltung der Beziehung zwischen Lehrern und Schülern möglich ist.

 

Nicht fehlende Bildungsstandards (Pisa) sind das Problem, sondern dass Lehrende aus sehr unterschiedlichen Gründen – Schwierigkeiten haben, mit ihren Schülern eine Arbeitsbeziehung zu gestalten, die das Lehren und Lernern fördert.

 

Das Zeigen, Vormachen und Lernen am Modell ist jedoch beim Transfer von Wissen nur der erste Schritt. Das Gehirn betrachtet die Welt aus dem Blickwinkel möglicher Handlungsstrategien. Deshalb dürfen sich Lernziele in der Schule nicht darauf beschränken, dass Schüler abstraktes Wissen in sprachlich verpackter Form abspeichern und wiedergeben können. Wirkliches und gesichertes Wissen, aber auch Motivation entstehen erst durch das handelnde oder fühlende Ausprobieren des Gelernten.

 

Wissen, das ohne Zusammenhang mit überzeugenden Aktions-, das heißt Anwendungsmöglichkeiten, aufgenommen werden soll, hat in neuronalen Netzwerken, keine Überlebenschance.

 

Das Gehirn speichert Wissen am optimalsten, wenn es ihm zusammen mit lebensnahen praktischen Handlungserlebnissen angeboten wird. Nur in Bezug zur persönlichen möglichen Erfahrungswelt, können Mathematische Formeln oder der Wortschatz einer Fremdsprache in der Wahrnehmung und dem Lernen eine Chance haben.“ (Bauer, 2005, S.122 ff)

Entwicklung emotionaler Intelligenz

„Weit dramatischer als die derzeit beklagten Defizite des schulischen Wissenserwerbs sind die Probleme von Schülerinnen und Schülern im Bereich der sozialen Kompetenz, der seelischen Gesundheit und des Verhaltens.

 

Die negativen Folgen, die sich aus diesen Problemen ergeben, sind vielfältig: Sie führen zu einer zunehmend destruktiven Unterrichtssituation, setzen Jugendliche in wachsendem Maße der Gewalt anderer Jugendlicher aus , und sie lassen viele von ihnen nach dem Schulabschluss bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz scheitern.

 

Die desolate Lage der Jugendlichen bedeutet, dass es für Lehrerinnen und Lehrer immer schwieriger wird, im Unterricht mit den Schülern jene förderliche Beziehung zu gestalten, ohne die es keinen Wissentransfer geben kann.

 

Und hier, bei der Gestaltung zwischen Lehrenden und Lernenden, spielen die Spiegelneurone eine nicht unbedenkliche Rolle. Neben der fachlichen Qualifikation von Lehrkräften muss die Kompetenz der Lehrer stärker in den Fokus rücken, trotz einer schwieriger gewordenen Klientel eine produktive Unterrichtssituation herzustellen.

 

Die dazu notwendigen Fähigkeiten auf der Lehrerseite zu trainieren muss zu einem Schwerpunkt der Bildungspolitik werden. Solange allerdings Eltern und Lehrer vielerorts immer noch eher gegeneinander als miteinander arbeiten, stehen die Lehrer auf verlorenem Posten. Die von vielen Schülern wahrgenommene Haltung ihrer Eltern gegenüber der Schule im Besonderen und der Bildung im Allgemeinen unterliegt den Regeln des Spiegelungsgeschehens….

 

In zunehmendem Maße sieht sich die Schule mit Kindern konfrontiert, bei denen eine schwere Beeinträchtigung im Bereich des Mitfühlens und der Empathie vorliegt, meist kombiniert mit einer starken Tendenz, Gewalt gegen andere einzusetzen.

 

Empathiedefizite sind Spiegelungsdefizite. Kindern, die selbst nur wenig Einfühlung, Rücksicht und Zärtlichkeit erlebt haben, stehen wegen fehlender Spiegelungserfahrungen keine eigenen neurobiologischen Programme zur Verfügung, die es ihnen ermöglichen würden, Mitgefühl zu empfinden und zu zeigen.

Kommt es in Konfliktsituationen zur Anwendung von Gewalt, erkennen diese Kinder oder Jugendlichen nicht, wenn Grenzen erreicht sind. Sie setzen die Gewalt auch dann fort, wenn die Situation schon klar entschieden ist…

 

Empathie- und Spiegelungsdefizite lassen sich zumindest bis zu einem gewissen Grad beheben. Ein Pionier in der Entwicklung von Verfahren zur Nachentwicklung und Nachreifung der Empatiefähigkeit war der US-Amerikaner Daniel Goleman.

 

In Deutschland ist der Heidelberger Psychosomatiker und Psychotherapeut Manfred Cierpka mit einem speziellen Programm für Schulkinder zu nennen. Die Pädagogin Hiltrud Hainmüller hat differenzierte Materialien für den Ethikunterricht entwickelt.“ (Bauer 2005, S. 125 ff.)

 

Quelle: Josef Bauer, Spiegelneurone - Warum ich fühle, was du fühlst, Hoffmann und Campe, 2005

the shared manifold“ wurde von Vittorio Gallese geprägt

Jugendgesundheitsstudie Stuttgart 2000 in Bauer, 2005

 

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